Autofreies Frankfurt – eine Utopie
Bildrechte: Sandra Pappe, www.sandrapappe.de
„Es gibt eine Riesensehnsucht nach weniger Autoverkehr“, stellte Professor Heiner Monheim bei seinem Vortrag auf dem vor den Toren der IAA in der Friedrich-Ebert-Anlage eingerichteten Campus der Scientists for future fest. Das war am Demonstrations Wochenende vom 14. – 15. September 2019 nicht zu übersehen. Aber warum löst dann der Ruf nach einem Ende der Vormachtstellung des Privat-PKWs ein so breites Unbehagen aus? Wie könnte denn zum Beispiel in Frankfurt der Alltag ohne eigenen PKW funktionieren? Eine Vision.
Frankfurt, ein Morgen im Jahr 2030.
Mit meinem Lebensgefährten komme ich von einer Reise zurück. Wir haben viel Gepäck dabei. Vor etwa zehn Jahren wären wir zum Ausladen vor der Wohnung gehalten oder hätten vielmehr versucht, einen möglichst nahegelegenen Parkplatz zu finden. Heute ist das praktischer. Wir parken den Leihwagen im Car-Sharing-Parkhaus und lassen uns von einer freundlichen Fahrerin helfen, das Gepäck in eine der bereitstehenden Lastenrikshas umzuladen. Wir könnten auch selbst fahren, Leihräder stehen bereit. Im mittlerweile gehobenen Alter sind wir dafür aber leider nicht mehr fit genug.
Vor der Wohnung angekommen, hilft uns die Fahrerin beim Ausladen. Wir setzen uns auf den Balkon und genießen die frische Luft und das Zwitschern der Vögel. Seit die Straßen nur noch von Sonderfahrzeugen mit spezieller Genehmigung befahren werden dürfen, ist Platz frei geworden für ausgedehnte Biotopstreifen. Da die begrünten Freiflächen vernetzt sind, haben die Polulationen von Vögeln, Insekten und anderen Wildtieren zugenommen – auch Dank der Vorschrift, renaturierte Flächen ausschließlich mit natürlichen, samenfesten Arten zu bepflanzen.
Wir brechen zu einem Spaziergang auf. Da ein Großteil der früheren Fahrzeugspuren entfallen ist, haben Radfahrer und Fußgänger getrennte, breite Spuren. Drängeln ist so was von out. Der heißeste Trend ist entspanntes Flanieren, vorbei an den neu eingerichteten Parkanlagen. Alle hundert Meter laden lauschige kleine Cafes und Biergärten zum Verweilen ein. Wir atmen tief durch und genießen die frische Stadtluft.
Jetzt haben wir glatt die Zeit verbummelt, wir wollten doch noch ins Kino. Der Film fängt gleich an. Macht nichts, neben den allgegenwärtigen Leihfahrrädern und Rikshas sorgen U- und Straßenbahnen dafür, dass alte und junge Verkehrsteilnehmer jederzeit überall schnell hinkommen. Die nächste Ubahn-Station ist ja nur hundert Meter entfernt.
Was für ein schöner Zukunftstraum. Und offensichtlich nicht nur meiner: Die Architektinnen Rebecca Faller und Beatrix Baltabol von Drei Eins haben den von der Zeit ausgelobten Ideenwettbewerb „Zeit für Deine Stadt 2019“ mit einer Projektidee gewonnen, die dieser Vision sehr nahe kommt. „Grün für Alle! ALLEENPARK Frankfurt am Main“ wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Jetzt muss nur noch die Stadt Frankfurt mitziehen.
IAA 2019: Die Zukunft steht draußen